Oberstimm

Oberstimm KircheErich Reisinger
Oberstimm Kirche

Mit der Einrichtung einer militärisch überwachten Grenzlinie an der Donau errichteten die römischen Besatzungstruppen um 40/50 n. Chr. in der heutigen Ortsmitte von Oberstimm ein Kastell zur Sicherung des nahen Donauübergangs. Es kontrollierte den Verkehr entlang der Donausüdstraße, auf dem Fluss und über den Fluss hinweg. Es besaß aber auch überregionale Versorgungsaufgaben für andere Militärplätze in der Region. Der Militärposten wurde um 120 n. Chr. aufgegeben, während die darum entstandene Zivilsiedlung vermutlich noch bis ins 3. Jh. n. Chr. bestand.

Im römischen Militärkastell von Oberstimm lag eine teilberittene Kohorte mit etwa 500 Mann. Nachzuweisen sind auch Stallungen und einige Bestattungen römischer Armeepferde. Des Weiteren fanden sich zahlreiche Teile von Zaumzeug, die Inschrift auf dem Nackenschutz eines Helms etwa nennt eine Reiterschwadron.

Historiker halten den funktionellen Zusammenhang mit einem zu dieser Zeit entstandenen Pferdemarkt für wahrscheinlich. Ob und wie sich dieser Handelsplatz, auf dem auch Lebensmittel und sonstige Güter zu bekommen waren, von der Antike bis zu seiner urkundlichen Erwähnung fortgesetzt hat wird wohl im Dunkeln bleiben. Es darf jedoch angenommen werden, dass bereits in vorfränkischer Zeit mit dem Bartholomäuspatronat der späteren Pfarrei Oberstimm der Markt den Namen „Barthelmarkt“ erhalten hat.

So ist in einzelnen Archiven in einer schriftlichen Erwähnung vom Jahre 1354 von einem „althergebrachten Markth zu Stymm“ die Rede. Rund 200 Jahre später wird im Jahr 1541 ein Markt zu Stimm urkundlich erwähnt, welcher jährlich um den Sankt-Bartholomäus-Tag stattfindet.

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamens stammt aus dem Jahre 1086, wo nach der Traditionsnotiz des Klosters Münchsmünster ein Ratolf von "Stinno" aufgeführt ist.

Im Mittelalter stand hier der "Riedhof", ein Hofgut der Wittelsbacher, der 1530 in Teilen verkauft wurde. Im Dreißigjährigen Krieg brannte das Dorf vollkommen nieder. Erst 1700 kam wieder neues Leben und Handwerk in die Ruinen des Ortes. Nach der Abtrennung vom Kurfürstentum Bayern kam Oberstimm 1777 nach Schwaben und 1869 nach Ingolstadt.

Oberstimm führte als selbstständige Gemeinde ab 1974 sogar ein eigenes Wappen, das Bezug auf die römische Vergangenheit nahm. Dies sollte auch das Bestreben, die Eigenständigkeit zu bewahren, unterstreichen. Die kommunale Gebietsreform, die ab 1972 zuerst auf freiwilliger Basis durchgeführt wurde, beendete im Jahre 1978 das Bemühen der Oberstimmer um den Erhalt der Selbständigkeit. Unter den angegliederten ehemaligen Gemeinden ist Oberstimm mit nahezu 2000 Einwohnern die größte. Die Tradition, den Barthelmarkt um den letzten Sonntag im August (Patrozinium) abzuhalten, wurde beibehalten. Er zählt heute zu den größten und besucherstärksten Volksfesten Bayerns sowie zu den ältesten Jahrmärkten Deutschlands.