Manching (Hauptort)

Rathaus mit Manching
Rathaus mit Maibaum

Der Markt Manching liegt etwa acht Kilometer südlich von Ingolstadt und kam im Zuge der Gebietsreform im Jahre 1972 vom aufgelösten Landkreis Ingolstadt zum Landkreis Pfaffenhofen. Der wirtschaftliche Aufschwung kam infolge der Ansiedlung leistungsstarker Gewerbe- und Industriebetriebe. Diesen kommt die günstige Lage an der Autobahn München-Nürnberg ebenso zugute wie eine nicht unbedeutende Straßentrasse in Ost-West-Richtung (B 16) in der weiten Ebene der Beckenlandschaft südlich der Donau, die im allgemeinen einer vorgeschichtlichen Straßenführung zwischen Regensburg und Neuburg folgt.

Mit 380 Hektar besiedelter Fläche lag auf dem Gebiet des heutigen Manching eine der größten Keltenstädte Europas. Sie symbolisiert die letzte Blütezeit des freien Keltentums auf dem europäischen Festland und war eingebettet in ein System von zahlreichen vergleichbaren Anlagen zwischen den Pyrenäen und dem Karpatenbogen. Nach Gaius Julius Caesar werden diese Städte Oppida genannt. Sie waren als zentrale Stammessitze Zentren des Handwerkes und Handels. Die Kenntnis der mediterranen Lebens- und Wirtschaftsweise prägte die Geschichte des keltischen Oppidums von Manching. Die Bebauung wurde zum Teil planmäßig festgelegt, es gab Gemeinschaftsbauten und öffentliche Einrichtungen. Ein funktionsfähiges Zahlungssystem mit Münzen regelte die wirtschaftliche Produktion und den Handel. Ein Hafen im Norden der Siedlung war Umschlagplatz für Nah- und Fernhandel; Luxusgüter und Wein wurden bis aus Südgallien und Italien importiert. Mit dem Bau einer großen Ringmauer mit monumentalen Toren im letzten Drittel des 2. Jhs. v. Chr. erreichte die Stadt ihre Blüte. Ihr allmählicher Niedergang ist verbunden mit dem wirtschaftlichen Zerfall der keltischen Welt ab der Mitte des ersten 1. Jhs. v. Chr.

Nach dem Niedergang der keltischen Kultur nahmen die Römer um 40 n. Chr. das Land in Besitz. Zunächst als Grenzregion, später im Hinterland des Limes gelegen und in der Spätantike wiederum als Grenzlinie ausgebaut, blieb der oberbayerische Donauraum über rund 500 Jahre ein verkehrsgeographisch bedeutender Teil des Imperium Romanum.

Obgleich bislang nur etwa sieben Prozent der Siedlung ausgegraben werden konnten, ergeben die Grabungen einen repräsentativen Ausschnitt des Siedlungsbildes, und Manching gilt heute als die am besten erforschte keltische Stadt Europas mit der größten ausgegrabenen Fläche. Die wissenschaftlichen Untersuchungen in den letzten 50 Jahren erbrachten eine ungeheure Menge an Funden, von denen die wichtigsten im kelten römer museum manching ausgestellt werden.

Die Neubesiedlung Manchings liegt aufgrund des weitgehenden Ausbleibens frühmittelalterlicher Funde und Befunde im Dunklen, anzunehmen ist jedoch, dass spätestens um das Jahr 1000 eine Besiedelung der Bereiche des heutigen Ortskerns um die Pfarrkirche stattgefunden hat. Die Struktur des hochmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Manching lebt noch im heutigen Ortsbild fort. Die Burg der Ministerialen, auf die eine Urkunde von 1347 mit der Nennung eines Hanns von Maenchingen hinweisen könnte, darf vielleicht bei dem mittelalterlichen Burgstall am Südende des Ortes vermutet werden. Anfang des 15. Jahrhunderts wurde die Anlage bei kriegerischen Auseinandersetzungen zerstört. Ungeachtet umfangreicher Besitzrechte klösterlicher und weltlicher Grundherren besaß Manching bis ins 20. Jahrhundert nur geringe wirtschaftliche Bedeutung. Die Bevölkerung bestand überwiegend aus Kleinbauern, Häuslern und Fischern. Erstmals kamen mit dem späteren Bau des Flugplatzes auch evangelische Christen in größerer Zahl nach Manching. Weiterer Zuzug erfolgte nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches durch Vertriebene.

Die Entwicklung Manchings vom verträumten Fischerdorf zur modernen Marktgemeinde vollzog sich erst im Laufe des 20. Jahrhundert. Am 4. September 1938 wurde die Autobahn dem Verkehr übergeben.

Im Jahr 1936 begannen die Bauarbeiten am Fliegerhorst Manching mit der Herstellung der Rollfelder und ab dem Frühjahr 1937 wurde mit der Errichtung verschiedener Hochbauten begonnen. Während der Baumaßnahmen wurden große Teile des Oppidums zerstört, lediglich Notgrabungen in geringem Umfang wurden durchgeführt. Im April 1938 wurde der fertige Flugplatz der Truppe übergeben und offiziell als "Fliegerhorst Ingolstadt" benannt.

Während der Kriegsjahre beherbergte der Fliegerhorst mehrere Fliegerschulen, Jagdschulen und eine Nachtjagdschule. Ab Mitte 1944 bis Kriegsende wurde der Flugplatz von Bombern der alliierten Luftwaffen angegriffen. Die Angriffe erreichten im April 1945 ihren Höhepunkt und führten dazu, dass noch intakte Flugzeuge von dem zerstörten Fliegerhorst weiter in den Süden verlegt wurden. Am 26. April 1945 wurde der Horst von der US-Armee besetzt.

Als der zu Kriegsende zerstörte Flugplatz 1955 im Rahmen des Beitrittes zur NATO instandgesetzt werden sollte, wurden von der Römisch-Germanischen Kommission (RGK) des Deutschen Archäologischen Instituts und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege erstmals großflächige Grabungen durchgeführt.

Nach der Übergabe des unter US-Verwaltung stehenden Flugplatzes im Jahr 1956 an die deutschen Behörden wurde die Start- und Landebahn erneuert sowie die Infrastruktur für militärischen Flugbetrieb geschaffen. Im Mai 1960 wurde das Aufklärungsgeschwader AG 51 von Erding nach Manching verlegt und nahm sogleich den Flugbetrieb auf.

1961 verlagert die Messerschmitt AG ihr Werk von München-Riem nach Manching und die Start- und Landebahn im Süden wird gebaut. 1966 wurde die "Erprobungsstelle 61" von Oberpfaffenhofen nach Manching verlegt. Damit entstanden die Strukturen, die im Wesentlichen heute noch gültig sind; die E-Stelle nennt sich heute "Wehrtechnische Dienststelle für Luftfahrzeuge - Musterprüfwesen für Luftfahrtgerät der Bundeswehr" (WTD-61) und aus der Messerschmitt AG wurde zuerst „DASA“, dann "EADS Military Air Systems", zwischenzeitlich umbenannt in "Cassidian" und aktuell unter "Airbus Defence and Space" firmierend.

Airbus beschäftigt in Manching rund 6000 Mitarbeiter (Stand 2023) und konzentriert sämtliche Tätigkeiten rund um bemanntes und unbemanntes militärisches Fluggerät am Standort und schafft damit das größte militärische Luftfahrtzentrum in Europa.

Der Flugplatz Manching liegt auf einer Höhe von 367 Metern und verfügt über zwei Landebahnen, die nach Ost-West ausgerichtet sind. Die ursprüngliche Nordbahn mit einer Länge von 2438 x 30 Metern und die 1961 gebaute Südbahn die mit einer Länge 2940 x 60 Metern zu einer der längsten Landebahnen in Deutschland gehört. Die Südbahn verfügte über eine Zulassung als Space-Shuttle Notlandeplatz.

 

Quellen: WTD 61, Airbus, IMA, mil. Luftfahrthandbuch