Die Keltenstadt

  • Auf der sandig-kiesigen Niederterrasse zwischen der Donauaue im Norden und dem Feilenmoos im Süden verlief schon in vorgeschichtlicher Zeit eine wichtige Ost-West-Verbindung südlich der Donau.
  • Diese wurde gekreuzt von einem Nord-Süd-Weg, der zwischen Mailing und Großmehring die in mehreren Armen das weite Becken durchziehende Donau überschritt.

An diesem Kreuzungspunkt wirtschaftlich, politisch und militärisch bedeutsamer Verkehrswege, wo sich der Handel von Nord nach Süd und von Ost nach West überwachen ließ, entwickelte sich im 4. Jh. v. Chr. eine offene Siedlung. Nicht zuletzt infolge der wirtschaftlichen und politischen Bedeutung des Platzes entwickelte sich diese Niederlassung ostwärts der Paar und südlich des ehemaligen Hauptarmes der Donau zu einer der bedeutendsten eisenzeitlichen Siedlungen überhaupt.

Zu deren Schutz legten die Kelten im zweiten vorchristlichen Jahrhundert einen Ringwall an, der als der größte seiner Art in Europa gilt. Der mächtige, in Teilstücken noch heute bis vier Meter hohe Wall umschloss in einer Länge von fast acht Kilometern und einem Durchmesser von zweieinviertel Kilometern eine annähernd kreisrunde Fläche von 380 Hektar.

  • Tausende Arbeitskräfte,
  • Hunderte Schiffsladungen mit Steinen aus dem Juragebiet,
  • ganze Wälder und
  • unzählige Tonnen Eisennägel waren für diese einmalige Anlage notwendig.


Auf dem Gebiet des Oppidums fanden ab 1955 durch fast 20 Jahre Grabungen der Römisch-Germanischen-Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts und des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege statt. Dabei zeigten sich im Sand und Kies des gewachsenen Bodens die Spuren der Holzbauten einstiger Häuser, kellerartige Vorratsgruben und Herdstellen. Daneben kamen

  • Reste von Tongefäßen,
  • Schwerter und Schildbuckel,
  • Lanzenspitzen,
  • Eisenbarren,
  • Rohglasstücke und Glasarmreifen,
  • Bronzeschmuck und
  • Gebrauchsgegenstände jedweder Art,
  • selbst Münzen und deren Prägestöcke an den Tag.


Ortsfremde Funde waren:

  • Fibeln aus dem Tessin,
  • Bernstein von der Ostseeküste,
  • mediterrane Weinamphoren oder
  • fremde Münzen


Diese Funde weisen auf einen für damalige Begriffe weltweiten Handel hin und künden neben der hochstehenden Kultur von der wirtschaftlichen und politischen Bedeutung der Keltenstadt.
Der neueren Forschung zufolge wurde diese um die Mitte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts durch einbrechende Germanenstämme oder innerkeltische Wirren zerstört. Vom gewaltsamen Ende zeugen zerbrochene Waffen und die Gebeine Erschlagener.

Der Name der Stadt ist verschollen. Dennoch wussten noch vor 150 Jahren Manchinger Bauern dem Münchner Professor Johann Andreas Buchner zu berichten, "ihr Dorf sei einst eine große Stadt gewesen und untergegangen".